Debatte über die Identität des australischen Tyrannen-Dinosauriers
Entdeckung und Beschreibung
Im März 2010 kündigte ein Team von Paläontologen unter der Leitung von Roger Benson die Entdeckung eines Teilbeckenknochens eines Tyrannosauroid-Dinosauriers aus Australien an. Diese Entdeckung markierte den ersten Nachweis dieser Dinosauriergruppe auf dem südlichen Kontinent.
Der Beckenknochen, bekannt als Pubis, ist ein charakteristisches Merkmal von Tyrannosauriern, insbesondere der letzten, die sich entwickelt haben. Das australische Exemplar wies mehrere Merkmale auf, die darauf hindeuteten, dass es sich um einen Tyrannosaurier handelte, darunter eine robuste Form und ein nach unten orientierter vorderer Abschnitt.
Kontroverse
In einem kürzlich in der Zeitschrift Science veröffentlichten Kommentar argumentierten Matthew Herne, Jay Nair und Steven Salisbury jedoch, dass die Beweise für einen Tyrannosaurier aus Australien nicht so stark seien, wie Benson vorgeschlagen hatte.
Herne und seine Kollegen wiesen darauf hin, dass die anatomischen Details, die ursprünglich zur Diagnose der Knochen als Tyrannosaurier verwendet wurden, auch bei anderen Theropoden vorkommen, einer Gruppe fleischfressender Dinosaurier, zu denen auch die Tyrannosaurier gehören. Sie schlugen vor, dass die australischen Knochen von einer der vielen anderen Theropodenarten stammen könnten, die bereits aus Australien bekannt sind, wie z. B. Coelurosaurier oder Carcharodontosaurier.
Antwort
Benson und die anderen Autoren der ursprünglichen Arbeit widersprachen Hernes Interpretation. In einer Antwort, die zusammen mit dem Kommentar veröffentlicht wurde, hielten sie daran fest, dass ein besonderes Merkmal des Beckenknochens, bekannt als pubischer Tuberkel, dem gleichen Merkmal bei Tyrannosauriern am ähnlichsten sei.
Obwohl der pubische Tuberkel gebrochen ist, argumentierten Benson und seine Kollegen, dass sich die Ausrichtung des fehlenden Teils dennoch bestimmen lasse. Sie glauben, dass der Knochen bei Vollständigkeit eine dem Tyrannosauroid-Dinosaurier ähnliche Struktur zeigen würde.
Geografische Implikationen
Die Entdeckung eines möglichen Tyrannosauriers in Australien hat Auswirkungen auf unser Verständnis der Dinosaurierdiversität und der geografischen Verbreitung.
Jahrzehntelang glaubten Paläontologen, dass Dinosaurier in zwei Hauptgruppen unterteilt werden könnten: nördliche (laurasische) und südliche (gondwanische). Jüngere Entdeckungen haben jedoch gezeigt, dass diese Einteilung nicht so einfach ist, wie einst angenommen.
Das nächste Verwandte des australischen Theropoden Australovenator ist beispielsweise Fukuiraptor aus Japan. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass einige Dinosauriergruppen in der Lage waren, geografische Barrieren zu überwinden, die einst als unüberwindbar galten.
Laufende Debatte
Die Debatte über die Identität des australischen Tyrannosauriers ist noch nicht abgeschlossen. Zwei Forschergruppen haben sich dieselben Fossilien angesehen und sind zu sehr unterschiedlichen Schlüssen gekommen. Um endgültig zu klären, ob es sich bei den Knochen um einen Tyrannosaurier oder einen anderen Theropoden handelt, werden weitere Fossilien benötigt.
Weitere Forschung
Paläontologen warten gespannt auf die Ankündigung weiterer Überreste dieses umstrittenen australischen Dinosauriers. Zusätzliche Fossilien könnten eindeutigere Beweise liefern und helfen, die Debatte über seine Identität zu klären.
Die Entdeckung eines möglichen Tyrannosauriers in Australien hat inzwischen Begeisterung und Diskussionen unter Paläontologern ausgelöst. Sie erinnert daran, dass sich unser Verständnis der Diversität und Verbreitung der Dinosaurier ständig weiterentwickelt, wenn neue Entdeckungen gemacht werden.
